var imgWindow = ""; function openPopup(img, width, height) { if (img && width && height) { width = Math.min(width + 36, 640); height = Math.min(height + 30, 480); if (imgWindow.location && !imgWindow.closed) imgWindow.close(); imgWindow = window.open(img, "imgWindow" + width + height, "toolbar=no,location=no,directories=no,status=no,scrollbars=yes,resizable=yes,width=" + width + ",height=" + height); // imgWindow.focus(); } } // -->
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Freitag, 8. Juli 2005
Kreativitätsdämpfungswellen Trurl, 08.07.2005, 14:54h
Es ist schon ziemlich ernüchternd, wenn man absolut nichts anderes tun kann, als sein Immunsystem dabei zu beobachten, wie es sich mit einem Virus abmüht. Ganz klassisch, mit einer Fieberkurve, die einer viel zu schwach gedämpften Schwingung zwischen Morgen und Abend folgt und sich umgekehrt proportional zur aufbringbaren Kreativität des in diesem Körper gefangenen Geistes verhält. ... Link Montag, 4. Juli 2005
Deep Impact rauscht an Trurl, 04.07.2005, 08:12h
Zum ersten Mal demonstriert die NASA, dass man auf Himmelskörpern aller Art nicht nur landen, sondern sie auch mit ballistischen Geschossen bombardieren kann. Zufällig macht man das am 4. Juli, naja. Selbstverständlich mit wissenschaftlichem Background: der Komet Tempel 1 wird nur deshalb mit einem fast 400 Kilo schweren und ein paar 10.000 km/h schnellen Kupfergeschoss befeuert, damit man sehen kann, wie es in seinem Inneren aussieht. Hm, erinnert mich irgendwie an die Anfangsphasen der Hirnforschung - da hat man auch zuerst einmal diverse Köpfe aufgeschnitten, um zu sehen, ob dort wirklich der menschliche Geist sitzt. Mehr zu Deep Impact hier. Und hier geht es zu einem wirklich spektakulären Video, das den Einschlag des Impaktors in den Kometen zeigt. ... Link Sonntag, 26. Juni 2005
Und manchmal ist Virtualität einfach nur ziemlich dumm Trurl, 26.06.2005, 20:20h
Hier zum Beispiel: Der Bildschirmschoner in Ventilator-Gestalt. Mit Drehzahlregelung. Immerhin gratis und vom Bierbrauer Guinness - was ihn nicht wirklich "cooler" macht. ... Link Samstag, 25. Juni 2005
Virtual Reality. Virtual?!? Trurl, 25.06.2005, 14:47h
Es gibt sie: die Kettensäge als Controller für das Konsolen-Game Resident Evil. Frisch vom zufällig in den USA ansäßigen Hersteller nubytech (ein Blick schon nur auf die Homepage sagt mehr als 1000 Worte...). Inklusive Vibrationen und eingebauten Lautsprechern, die eine möglichst realistische Soundkulisse ermöglichen sollen. Erhältlich auch für den Gamecube von Nintendo, der vor allem beim jüngeren Publikum (< 10 Jahre) anzutreffen ist. Also: geht das jetzt zu weit, oder macht es im Grunde keinen Unterschied mehr, ob man virtuelle Monsterschlachten mit Maus und Joystick oder einer möglichst realistisch nachempfundenen Kettensäge ausführt? Hebt diese Game-Kettensäge die Wahrscheinlichkeit, dass ein paar Kids feststellen, dass man im Baumarkt fast ums gleiche Geld eine echte Kettensäge bekommt, mit der man noch viel realistischere Splattereffekte erzielen kann? Offenbar nicht, denn wie sonst könnte die Herstellung und der Verkauf an Minderjährige in einem Land erlaubt sein, wo man als Benutzer einer Zigarette mit sozialem Ausschluss belegt wird. Aber vielleicht werde ich ja auch einfach nur langsam alt... ... Link Dienstag, 21. Juni 2005
Das Kreuz mit den Wiener Gemeinderatswahlen Trurl, 21.06.2005, 20:54h
Ja, es ist ein Kreuz. Aus grob aus dem Vollen gespaltenem schwerem Eichenholz, mit unzähligen unsauber entfernten Astresten, die einem beim Tragen in den Rücken stechen. Derartige Metaphern fallen mir jedenfalls ein, wenn man sich so seine Gedanken macht über die Für und Wider der wahlwerbenden Parteien, deren Kandidaten, den Wahlprogrammen und dem, was die führenden Parteimitglieder derzeit (und wohl erst recht in den kommenden Monaten) so an Sätzen und Sagern unter die Medien bringen. Und versucht, all das mit den eigenen Überzeugungen, Vorstellungen, Idealen und Visionen mehr oder weniger gut zur Deckung zu bringen. Nun habe ich - hoch erstaunt - dieser Tage ein Magazin einer der wahlwerbenden Parteien erhalten, in dem sich eine als Teil des Wahlprogramms formulierte Forderung befindet, die tatsächlich zu 100% (und ich bin mit derartigen Prozentangaben sehr pingelig) meinen Vorstellungen, Bestrebungen, Wünschen und Hoffnungen entspricht. Es ist wie in einem all zu schönen Traum: endlich vertritt eine politische Partei in einem für mich sehr wichtigen und meiner Ansicht nach seit Jahrzehnten stark vernachlässigten Punkt exakt meine Position und schwimmt dabei auch noch mutig gegen den Mainstream. Fantastisch. Gut möglich, dass ich mich hiermit bereits als langjähriger Grünwähler geoutet habe, falls nicht, sei hiermit geklärt, dass das i.A. auch tatsächlich zutrifft. Dumm nur, dass sich besagter Artikel nicht in einem der grünschattierten, chlorfrei gebleichten Wahlmagazinen der Wiener Grünen findet, sondern in einem Blatt der FPÖ-Wien. Einem - man muss das ob der unübersehbaren Personenbezogenheit des aktuellen Zustands dieser Partei so sagen - H.C. Strache-Magazin. Eingebettet in einen wahren Moloch der hier leider üblichen xenophoben Billigst-Polemik findet sich eine ganze Seite zu eben jenem Thema, das mir so sehr am Herzen liegt und das in diesem Heft derart perfekt behandelt wird, dass ich das instinktive Bedürfnis habe, zu Herrn Strache zu gehen und ihm persönlich dazu zu gratulieren, ja ihm sogar meine diesbezügliche Mitarbeit anzubieten. Zur Klarstellung: In diesem Magazin finden sich auch (und vor allem) Headlines wie "Vorsicht: Türkei-Falle!", "Keinen Cent mehr für die EU", "Alles T(Euro)", "Wien darf nicht Istanbul werden", "Asylbetrug ist schwarz", "Asylskandal" und ein unfassbarer Cartoon, in dem sich Strache als Superheld darstellen lässt, der dem Häupl zeigt, wo es in Sachen Ausländerintegration lang zu gehen hat. All das löst in mir höchstens eine unangenehme Mischung aus Belustigung, Schrecken und nackter Furcht vor der leichten Beeinflussbarkeit der Massen aus. Und trotzdem ist da ohne jedes Wenn und Aber auch dieses Thema zu finden, für das ich weiter oben das Wort "fantastisch" benutzt habe. Für mich ist es keine Frage, dass das Thema und der in diesem Heft dazu gehörende Artikel durch die anderen darin befindlichen Stories nicht schlechter oder besser wird. Aber: genügt das, um sich auf einen - man möge mir diese drastische Metapher verzeihen - "Pakt mit dem Teufel" einzulassen? Es gibt noch ein zweites, mir sehr wichtiges und vor kurzem innenpolitisch brandheißes Thema, bei dem ausgerechnet H.C. Strache als definitiv einziger Rufer in der Wüste gegen einen extrem mächtigen Strom geschwommen ist, und zwar mit Argumenten, die sich weitgehend mit meinen eigenen decken. Reicht das, zwei Themen, wo man ganz wesentlich mehr Übereinstimmung findet als bei irgendeiner anderen Partei (oder einer ihrer Vertreter), um alles andere, was diese Partei sonst noch so vertritt, in Kauf zu nehmen? Nein, es reicht natürlich nicht. Aber es reicht, um sich wieder einmal Gedanken über die eigenen Vorurteile zu machen. ... Link Samstag, 18. Juni 2005
Mehrspurige Kraftfahrzeuge im Großstadtverkehr Trurl, 18.06.2005, 00:17h
Nachdem ich nach mehrmonatiger Abstinenz durch technische Zwänge wieder einmal hinter das Steuer eines PKW musste, um damit zwei je drei Meter lange und zusammen 60 Kilo schwere Holzbalken zu transportieren sei hiermit gesagt: Lieber, ja viel, viel lieber, hätte ich diese Balken auf meinem Rücken vom Baumarkt bis ins heimische Wohnzimmer geschleppt, als mir diesen unfassbaren Horror eines mehrstündigen Blechstaus anzutun. Aber die Zeit heilt so manche Wunde, und so habe ich auch diesmal meine diesbezüglich durchaus umfangreichen Erfahrungen mit dem Gedanken "es wird schon nicht so schlimm sein" unterbewertet. Selber schuld, keine Frage. Und so bin ich blauäugiger Optimist abermals unter vielen anderen auch auf der Wiener Ringstraße gestanden und habe die zahlreichen Touristen dabei beobachtet, wie sie trotz ergiebiger Fotopausen zu Fuß erheblich rascher weiter gekommen sind als ich mit meinem geborgten VW Passat inkl. zweier Holzbalken. Der PKW ist im urbanen Nahverkehr schlicht und einfach ein Fehler, ein Irrtum und ein Übel, an das wir uns einfach nur schon viel zu lange gewöhnt haben und deshalb glauben, dass die damit verbundenen Strapazen ja gar nicht so schlimm sind. Und diese Leute, die mir immer erzählen, dass sie "eigentlich eh immer irgendwie einen Parkplatz finden", erscheinen mir wie jene sprichwörtlichen Einäugigen Heros in einem Volk von Blinden. Die Besetzungsdichte der Wiener PKW beträgt im statistischen Mittel 1,25 Personen. Diejenige der Wiener Motorräder ist etwa gleich hoch und ließe sich sogar auf 2 erhöhen, wobei der Parkraumbedarf um einen Faktor 4-5 geringer ausfällt. Mit einem Motorrad kann man keine 3 Meter langen Balken transportieren? Stimmt, genau deshalb borge ich mir ca. 1x/Jahr ein Auto aus. Den Rest des Jahres wundere ich mich, wie viel Zeit Menschen in ihren überdimensionierten Blechkisten (auch ein Smart ist für 1,25 Personen weit überdimensioniert) versitzen, ohne sich dabei nennenswert fortzubewegen und diese Tatsache auch noch als eine Art Naturgesetz hinnehmen, an der man nun einmal nichts ändern kann. Es ist, als hätten sich unsere Vorfahren dafür entschieden, auf ihren Bäumen sitzen zu bleiben, einfach weil man da ja so bequem sitzt, obwohl es unter ihren Füßen bereits fertige Häuser mit Heizung und Dusche gibt. Aber es gibt ja auch Menschen, die sich nicht von ihrer Nasen-Warze trennen können, weil sie sich schon so an sie gewöhnt haben... ... Link Samstag, 28. Mai 2005
Ein Handy-Klingelton an der Spitze der britischen Hitparade Trurl, 28.05.2005, 18:34h
Ist er das, der endgültige Untergang des Abendlandes? Eine auf Klingelton-Format zurecht gecoverte Version von H. Faltermeyers "Axel F" aus den Achtzigern verkauft sich auch als CD exzellent und dürfte es diesen Sonntag auf Platz 1 der britischen Charts schaffen. Aber was wollen wir eigentlich? In den Charts war schon immer ziemlich genau das, was der großen Masse der Zuhörer gefällt und ergo zum Kauf verleitet. Aktuell dürfte es keine "Musik"-Form geben, die von so vielen Menschen so oft gehört wird wie Handy-Klingeltöne, also ist dieser Vorstoß in die Charts nicht nur folgerichtig, sondern auch verdient - was heißen soll: Wir verdienen es wohl einfach nicht besser. ... Link Freitag, 27. Mai 2005
"Kann Gott ein Pilz sein?" Trurl, 27.05.2005, 12:45h
Eine durchaus interessante Frage, die ich mir in diesem Zusammenhang noch nicht gestellt habe, wird von der Sacred Mushroom Church überaus ernsthaft beleuchtet. Jedenfalls scheinen Pilze glücklich zu machen - das auf der Homepage abgebildete Foto von Dr. Jochen Gartz spricht da mehr als 1000 Worte. ... Link Donnerstag, 26. Mai 2005
Ravi Shankar beim Jazzfest in Wien Trurl, 26.05.2005, 14:06h
Einer der sehr wenigen Gründe, wegen denen ich eine Urlaubsreise umbuchen würde. Der großartige Ravi Shankar - mittlerweile 85 - hat die westliche Musik der letzten Jahrzehnte wie kaum ein anderer Nicht-Amerikaner beeinflusst. Wer meint, dass Trance eine Erfindung der 1990er-Jahre ist, kann sich vom Großmeister der Sitar davon überzeugen lassen, dass die Wurzeln dafür schon ein paar Jahrhunderte früher gelegt wurden. 2. Juli 2005, 19:30 Uhr in der Wiener Staatsoper. ... Link Samstag, 21. Mai 2005
Warum ich Wikipedia mehr fürchte als die Atombombe Trurl, 21.05.2005, 21:11h
Gedanken zu den möglichen Folgen einer Shake&Paste-Informationsgesellschaft und dem Anteil, den Systeme wie Wikipedia daran schon heute haben könnten. Realität zwischen Glaube und Experiment Die immerhin rund 400 Jahre lang andauernde Kontroverse zwischen Naturwissenschaft und Glaube wurde von Papst Johannes Paul II. zwar erst vor wenigen Jahren, aber dafür um so offizieller beendet. Die Rehabilitierung Galileo Galileis darf in ihrer gesellschaftspolitischen Tragweite noch weit höher eingestuft werden als etwa das 2. Vatikanische Konzil, weil sie als symbolischer Akt für die Auflösung der zuvor eindeutigen Grenze zwischen der Sicherheit naturwissenschaftlicher Gesetze und der Wahrheit des Glaubens steht. Seit der Rehabilitierung Galileis fallen auch nach Ansicht des Vatikans Steine nicht nur deshalb von oben nach unten, weil das Gottes Wille ist, sondern zumindest auch weil wir auf einer kugelförmigen Masse leben, die alle Gegenstände radial zu ihrem Zentrum hin anzieht. Noch klarer verlaufen Erklärungsvorgänge dieser Art heute in der säkularisierten Welt: Wollen wir genau wissen, wie ein Stein nach unten fällt, schlagen wir nicht mehr in der Bibel nach, sondern in einem Lehrbuch über Allgemeine Relativitätstheorie, oder - wenn es nicht ganz so genau sein muss - in Newtons Principia Mathematica. Entscheidend dabei ist: Auch der Vatikan macht das heute so, und nicht nur irgendwelche aufgeklärten Universitätsprofessoren und deren Schüler. Naturwissenschaftliche Erkenntnis als allein glückselig machende Wahrheit? Gut, was ist daran im 21. Jahrhundert so ungewöhnlich, könnte man fragen. Zumindest die industrialisierte Welt ist seit Jahrhunderten im wissenschaftlichen Sinn aufgeklärt, unsere Lehr- und Studienpläne quellen über vor naturwissenschaftlichem Denken und die vollständige Durchdringung unseres Alltags mit Technik aller Art erfordert geradezu ein Denkmuster, das der naturwissenschaftlichen Erkenntnismethode weit näher ist als der des klassischen Glaubens. Religion und Glaube werden in unserer Gesellschaft zwar geachtet und erst recht toleriert (als wesentliches Merkmal einer modernen Gesellschaftsstruktur), sind aber Privatsache und bilden bei der täglichen Entscheidungsfindung oder für die Erklärung von Phänomenen aller Art zumindest keine offiziell anerkannte Rolle. Der Abschied von Gott und Geistern Ein Beispiel: Nach einer Naturkatastrophe wie dem Tsunami vom 26.12.2004 finden sich in den Medien zahllose Spezialisten als Interviewpartner für Nachrichtensendungen und Talkshows, es werden dutzendweise Dokumentationen über die Hintergründe der Entstehung von Flutwellen gezeigt, aber man wird nie eine ernsthafte Sendung oder auch nur ein Statement zum Thema sehen, die das Ereignis als "Strafe Gottes" behandeln. Zumindest die Massenmedien akzeptieren also ganz selbstverständlich eine naturwissenschaftliche Erklärung für diese Katastrophe als den einzig relevanten Weg, um sich damit in Bezug auf ihre Ursachen und ihre nähere Beschreibung auseinander zu setzen. Nichts liegt daher näher, als davon auszugehen, dass der Glaube als Mittel zur Beschreibung und zum Verständnis der Welt zumindest in der industrialisierten Welt obsolet geworden ist und man als moderner Mensch sogar den Segen des Papstes gewissermaßen gratis dazu bekommt – Galilei sei Dank. Das Kreuz mit dem Experiment Das zentrale Element der naturwissenschaftlichen Erkenntnismethode ist das Experiment. Der Weg, durch gezielte „Fragen an die Natur“ meist mathematisch formulierte Theorien zu entwickeln, die eine möglichst allgemeine Beschreibung und vor allem auch Vorhersage der Vorgänge innerhalb dieses Experiments ermöglichen, unterscheidet die Naturwissenschaft streng vom Glauben und seiner Art, Beobachtungen und Vorgänge in der Natur zu beschreiben, zu interpretieren und vorher zu sagen. Leider sind sauber durchgeführte Experimente ebenso wie die Anwendung der aus ihnen folgenden Theorien eine komplizierte Angelegenheit. Tatsächlich ist es sogar ausgesprochen mühsam, und es bedarf einer sehr wachen Aufmerksamkeit, dem Weg der naturwissenschaftlichen Erkenntnismethode ohne Abkürzungen konsequent zu folgen. Bei näherer Betrachtung ist dieser Weg sogar noch schwieriger und entbehrungsreicher als der eines bedingungslos gelebten Glaubens, weil er weder Ausnahmen gestattet noch irgendwelche Fehler verzeiht. Naturwissenschaft kennt keine Gnade Angenommen Sie lügen, obwohl Ihr Glaube das eigentlich verbietet. Als Christ hätten Sie sich in diesem Fall zwar versündigt, aber falls Sie ihr Vergehen ehrlich bereuen und es anschließend beichten, wird Ihnen vergeben werden. Nehmen wir hingegen an, Sie stehen am Rand eines tiefen Abgrunds und Sie beschließen sich ab sofort nicht mehr an das Gravitationsgesetz zu halten. Springen Sie dann einfach los, wird Ihnen das Gravitationsgesetz zweifellos nicht verzeihen, ganz unabhängig davon, wie sehr Sie Ihren Entschluss während Ihres Sturzes bereuen. Damit kommen wir zum eigentlichen Problem, das lautet: Obwohl nahezu alle Leser das obige Beispiel als in der Realität zutreffend anerkennen werden, existiert mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht ein einziger, der sein alltägliches Verhalten zu 100 Prozent daran ausrichtet. Das heißt, als aufgeklärte Angehörige einer technisch geprägten Zivilisation meinen wir zwar, in einer Welt des Erklärbaren (oder sogar weitgehend bereits Erklärten) zu leben und unsere Wahrheiten daher nicht auf die Aussagen von Propheten, Heiligen oder dogmatischen Büchern zu begründen, neigen aber trotzdem dazu, unsere Erkenntnisse kaum anders zu beziehen als die Menschen des Mittelalters. Genauer: wir glauben, was wir in von uns als glaubenswert eingestuften Büchern lesen, und wir glauben, was uns Menschen erzählen, die wir als ausreichend glaubwürdig einschätzen. „Glauben“ heißt in diesem Zusammenhang, eine Aussage für real zutreffend zu halten, ohne sie einer weiteren Überprüfung zu unterziehen. Selbst wenn eine solche Überprüfung stattfindet, wird sie nur in den seltensten Fällen auf einer direkten Quellenrecherche beruhen, sondern durch das Hinzuziehen anderer Bücher (Medien) oder glaubwürdiger Personen geschehen. Die Subjektivität des Prüfens Gerade bei der Überprüfung einer Aussage durch das Einbeziehen weiterer, vom Prüfer als glaubwürdig eingestuften Medien oder Personen kommt ein psychologischer Effekt zum Tragen, der vor kurzem in mehreren Großversuchen näher erforscht wurde. Diese Versuche ergaben, dass Menschen bei der Überprüfung einer von ihnen zunächst als real eingestuften Aussage unbewusst ein Auswahlverfahren anwenden, das sie primär jene Überprüfungsmöglichkeiten wahrnehmen lässt, die ihre ursprüngliche Meinung unterstützen. „Wahrnehmen“ heißt, dass die untersuchten Personen zwar auch solche Medien konsumierten, die in Widerspruch zu ihrer Meinung standen, diese aber zu einem weit geringeren Prozentsatz in Erinnerung behielten, als die ihre Meinung unterstützenden Medien. Von einem objektiven, also vom Beobachter unabhängigen Experiment ist diese Art, Behauptungen auf ihren Realitätsgehalt hin zu prüfen, nicht nur weit entfernt, sondern hat so gut wie nichts damit gemeinsam. Trotzdem ist unser Bild von dem was wir für real erachten weitgehend von nicht experimentell ermittelten Erkenntnissen geprägt. Durch die Vielfalt uns zur Verfügung stehender Medien, deren Inhalte sich zu gleich lautenden Themen oft deutlich unterscheiden, sind wir zwar in Bezug auf den Realitätsgehalt von über Massenmedien verbreiteten Inhalten kritischer geworden, haben aber gleichzeitig einen Filter eingeführt, mit dem wir die Glaubwürdigkeit eines Mediums nach einer individuellen Skala bewerten. So wird etwa traditionellen Tageszeitungen tendenziell mehr Glauben geschenkt als bunten Boulevardblättern und den Nachrichtensendungen öffentlich-rechtlicher TV-Sender mehr Seriosität zugetraut als rein werbefinanzierten Privatsendern. Moderne Bibeln und die Wiedergeburt der Scholastik Und dann gibt es noch die über jeden Zweifel erhabenen Standardwerke, die man zu Rate zieht, wenn es um die Definition von Begriffen oder die Darstellung von nicht widerlegbarem Tatsachenmaterial geht. Diesen Standard genießen beispielsweise seit Jahrzehnten gut eingeführte Lexika oder die Werke der Duden-Redaktion. Zunehmend zählen auch Online-Lexika zu diesem Kreis, von denen WIKIPEDIA sich nicht nur durch seine exponentiell steigende Beliebtheit, sondern vor allem wegen des revolutionären Ansatzes zur Gewinnung und Pflege der Inhalte besonders hervor hebt. Das Prinzip von Wikipedia folgt dem Ideal einer sich selbst lehrenden Gesellschaft, wo jeder sein Wissen allen anderen kostenlos zur Verfügung stellt. Der Traum von der Bündelung des gesamten Wissens der Menschheit unter einer einheitlichen, weltweit für jeden Interessenten gratis verfügbaren Plattform wird dadurch zumindest grundsätzlich realisierbar. Wikipedia geht dabei so weit, dass nicht nur jeder sein Wissen ohne vorherige redaktionelle Bearbeitung (oder Zensur) auf Knopfdruck veröffentlichen, sondern auch problemlos die Publikationen anderer verändern oder löschen kann. Statt einer Verlagsredaktion mit einer mehr oder weniger überschaubaren Anzahl von für den Inhalt verantwortlichen Redakteuren setzt dieses System auf die Selbstkontrolle einer wachen und verantwortungsvoll agierenden Gemeinschaft idealistisch gesinnter Nutzer. Nun wird jeder Benutzer eines Computers, der schon einmal mit einem Virus zu tun hatte, bei der Kombination des Wortes „Selbstkontrolle“ mit den Zusätzen „wach, verantwortungsvoll“ und „idealistisch“ ein instinktives Misstrauen gegen ein System hegen, dessen Glaubwürdigkeit genau darauf – und nur darauf – beruht. Das Gegenteil ist der Fall. Wikipedia ist nicht nur unter Schülern und Studenten, sondern auch bei Lehrern und Journalisten eine außerordentlich beliebte und dem entsprechend intensiv genutzte Quelle für Informationen aller Art, deren Realitätsgehalt infolge des lexikalen Charakters dieses Mediums für die meisten Nutzer kaum hinterfragungswürdig zu sein scheint. Wikipedia wird daher vor allem im Web mit stark zunehmender Häufigkeit als Referenz samt zugehörigem Link zum entsprechenden Eintrag zitiert und in unzähligen Fragen als das entscheidende Kriterium für den Wahrheitsgehalt von Aussagen betrachtet. Situationen, in denen ein Schüler seinen Lehrer mit den Worten zurecht weist „Aber auf Wikipedia steht das ganz anders als sie es uns erzählt haben“, dürften damit zunehmend zum Alltag gehören. Für die mit Abstand meisten Benutzer dieses System liegt der Anreiz zweifellos in seiner einfachen und kostenlosen Verfügbarkeit sowie der nonkonformen Frische und Modernität samt zugehörigem Coolness-Faktor. Jeder kann mit machen und das darin enthaltene Wissen stammt zumindest nicht nur von angestaubten Germanistikprofessoren, deren Schreibstil in etwa so modern ist wie ihre weißen Bärte. Nun ja, das stimmt ja schließlich auch alles so. Aber nur weil im Prinzip jeder mit machen kann, heißt das noch lange nicht, dass auch jeder mit macht. Und falls doch, wäre das überhaupt im Sinne der Qualität des gebotenen Wissens? Wer sind eigentlich diese Leute, die dabei mit machen, und kann man denen überhaupt trauen? Offensichtlich kann man. Zumindest hält eine Millionenschaft begeisterter Nutzer die Inhalte von Wikipedia für ausreichend vertrauenswürdig, um sie an anderer Stelle zu zitieren, ihr persönliches Wissen damit zu erweitern und andere Menschen an diesem Wissen durch Erzählungen teil haben zu lassen. Genau so, wie mit den Inhalten eines Lexikons schon immer verfahren wurde: was in der Zeitung steht, kann fehlerhaft sein, aber was im Lexikon steht, ist wahr. Dynamische Neuschreibung der Geschichte in Echtzeit? „Wie praktisch“, dachten sich da wohl einige Freunde eines Spitzenkandidaten bei deutschen Regionalwahlen, „wenn das so ist, können wir ja gleich einige Fakten über unseren Kandidaten auf Wikipedia richtig stellen“. Was auch flugs geschah. Nur, dass die Freunde des Gegenkandidaten dieses Politikers eben diese Richtigstellungen doch lieber unter einem etwas anderen Blickwinkel gezeigt sehen wollten. Auch das geschah binnen weniger Minuten, wodurch der Wikipedia-Eintrag zu besagtem Politiker binnen 15 Minuten vier Mal geändert wurde. Natürlich spielten sich die Veränderungen lediglich in subtilen Details ab, die den meisten Lesern wahrscheinlich gar nicht aufgefallen wären. Anders wäre die Veränderung eines Wikipedia-Artikels jedoch auch im normalen Alltag dieses Systems nicht von langer Dauer. Wird etwa eine Person mit plumpen Beschimpfungen belegt, wird diese Art der Änderung rasch auffallen und von einem korrekter beseelten Wikipedia-Schreiber sehr wahrscheinlich rückkorrigiert. Geschehen Änderungen hingegen in einer vergleichsweise unauffälligen Form, indem etwa einzelne Sätze innerhalb eines langen Artikels ersetzt oder nur umgestellt werden, wird die Veränderung lange Zeit nicht auffallen. Nun stellt sich die Frage, wie lange eine dezent zurecht gebogene Beschreibung einer Tatsache oder Person nicht auffallen muss, um letztendlich so oft zitiert und tradiert worden zu sein, bis sie selbst in den Rang einer allgemein anerkannten Tatsache aufsteigt und damit zur Wahrheit wird. Durch die Geschwindigkeit der Informationsverbreitung über das Web ist diese Latenzzeit jedenfalls weitaus kürzer als bei gedruckten Lexika. Die Verschwörung der Unwissenheit Die Vorstellung eines geheim agierenden Netzwerks subversiver Geschichtsfälscher ist im Zusammenhang mit Wikipedia zwar möglich, aber unwahrscheinlich. Ein weit größeres Problem ist die Entstehung eines dynamischen Systems idealistisch gesinnter Halbwissender, die ihre Informationen vor der Veröffentlichung nicht ausreichend geprüft haben. Der allgemein wachsende Trend zu einem Shake&Paste-Wissen, bei dem Teile verschiedener (Web-)Publikationen nach Belieben zu einem neuen Konstrukt verwoben werden, würde seine negativen Folgen noch dramatisch verschlimmern, wenn dieses Wissen anschließend in einem Medium wie Wikipedia veröffentlicht werden würde. So lange es einen ausreichend großen und vor allem aktiven Pool von Wikipedia-Nutzern mit einem soliden, auf Experimenten oder Direktrecherche beruhenden Wissenstand gibt, dürfte sich das Problem in einem überschaubaren Rahmen bewegen. Der Haken an dieser Überlegung ist die Tatsache, dass Shake&Paste-Wissen ganz erheblich einfacher zu beschaffen ist als wirklich solide Grundlageninformationen. Und Menschen mit einem hohen Mitteilungsbedürfnis können mit Shake&Paste erheblich mehr und rascher mitteilen als wenn sie jedes Mal Grundlagenrecherche und Experimente durchführen. Das Erwerben objektiver Informationen, die jeder Überprüfung stand halten, war schon immer ein mühseliges Geschäft. Wenn das Prinzip vom kleinsten Widerstand auch für die Beschaffung von Information gilt, könnten wir daher zumindest aus historischer Sicht kurz vor dem Niedergang der objektiven Information stehen. Ein ewiger Kampf der Kopie gegen die Kopie? Was tun? Lässt sich überhaupt irgendetwas tun, außer einen Kampf mit ungewissem Ausgang zu beginnen, „Objektive“ gegen „Shake&Paste“? Wahr ist, was die große Mehrheit einer Gruppe, innerhalb derer diese Wahrheit relevant ist, für wahr hält. Daran dürfte sich auch in Zukunft nicht viel ändern. Wahrheit (nicht zu verwechseln mit Realität) ist daher per Definitionem formbar, in welche Richtung, bestimmen allein jene, die an diesem Formungsprozess teilnehmen. Wer nur kopiert, über den wird die Wahrheit der Anderen siegen. ... Link Freitag, 20. Mai 2005
Die neue deutsche Rechtschreibung ist ganz einfach. Trurl, 20.05.2005, 16:03h
Im Wesentlichen gilt die Grundregel: Es wird so geschrieben, wie gesprochen wird. Beherzigt man das, ist etwa das gesamte Drama der S-Schreibung mit einem Schlag gelöst. Was bei der alten Rechtschreibung ja nicht der Fall war. Warum ich jetzt darauf komme? Weil es im deutschen Sprachgebrauch (insbes. im Web) ein Wort gibt, das ganz besonders oft und scheinbar konsequent falsch geschrieben wird. Nämlich: Spaß. Es ist geradezu faszinierend, wie oft ich dieses Wort mit "ss" geschrieben sehe. Dabei braucht man doch nur hintereinander die Worte "Hass, Kuss und Spaß" auszusprechen und hat auch schon begriffen, warum bei Letzterem eben ein "ß" sehr viel passender ist als ein "ss". Natürlich gibt es vor allem bei unseren deutschen Kollegen viele Landstriche, in denen die Dialekt-Sprechweise ein "ss" nahe legt. Aber Dialekt gilt nicht - der Weg zurück nach Babylon wäre sonst nur einen Schritt entfernt... ... Link Samstag, 14. Mai 2005
Macchiavelli für Anfänger Trurl, 14.05.2005, 18:37h
Die Verpackungen aktueller Computerspiele werden - ebenso wie der Inhalt - zusehends aufwändiger. Man will als Hersteller ja schließlich zeigen, was da so alles an tollen Innovationen drin steckt. Der aufklappbare Deckel einer eben erschienenen Mittelalter-Simulation enthält daher ein optisches Feuerwerk grandioser Miniaturen, die typische Spielsituationen möglichst detailliert wiedergeben sollen. Als Herr einer mittelalterlichen Burg wird man daher dazu animiert "zu ausschweifenden Festmählern zu laden, um an Ansehen und Ehre zu gewinnen". Oder "Richtet dynamische Tjost-Turniere aus, um dein Volk zu beeindrucken." Doch kein Licht ohne Schatten. Denn "Manchmal muss man etwas härter zupacken, um das Volk in Schach zu halten." Das nennt man dann wohl "lakonisch"...(man beachte diesen subtilen Schatten!)Nun, da fehlt ja nur noch ein reißerischer Aufdruck auf der Packung, der verspricht: "Bonus-CD included! The complete works of Macchiavelli!". ... Link Dienstag, 3. Mai 2005
Den Heerscharen des Himmels, Trurl, 03.05.2005, 15:27h
allen Engeln und Heiligen, verstorbenen und noch lebenden Päpsten sei gedankt, denn: Das Thermometer zeigt bereits den zweiten Tag hintereinander mehr als 28°C an!!! Yesssss!!! Weiter so!!! Und selbst wenn nicht jemand der oben genannten Personen, sondern eine einzigartige Weltverschwörung aus George Bush, Saddam Hussein, Heinz Fischer und Fidel Castro für diesen Wärmeschub verantwortlich sein sollte, sage ich hier noch einmal ganz offiziell: DANKE. ... Link Freitag, 29. April 2005
Seit ich bewusst denken kann, Trurl, 29.04.2005, 01:21h
sind es immer wieder Bilder wie dieses hier, die in mir mit einem einzigen Blick wieder alles absolut klar, unmissverständlich und frei von relativierten Betrachtungen machen. (In diesem Fall ist es das Video eines kleinen Sandsturms auf der Oberfläche des Planeten Mars, wobei sich mein Fokus auf die Trennlinie zwischen Himmel und Horizont konzentriert, während der Sturm unscharf davor vorüber zieht) Um diesen Zustand zu erreichen, gibt es ohne Frage eine kaum überschaubare Zahl von Wegen, und nicht wenige stammen von mystischen Verinnerlichungen mit meist religiösen Inhalten. Nun, das hier ist mein Weg dorthin. Es gibt da natürlich auch noch andere, aber im Grunde ist es immer das Gleiche, was mich dorthin führt, und ich bin mit diesem Weg keineswegs allein. Kann ich jedenfalls sehr empfehlen - versuchen sie es! ... Link Donnerstag, 28. April 2005
Es gibt offenbar wirklich nichts, was sich nicht verkaufen ließe: Trurl, 28.04.2005, 16:45h
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An den Journalismus: Gott segne
uns, dass wir nicht nur das Brausen hören, sondern auch...
by Trurl (07.04.20, 11:16)
Erinnern wir uns: There's no
honorable way to kill, no gentle way to destroy. There...
by Trurl (03.01.15, 15:17)
Zur Volksbefragung "Wehrpflicht": Nur die
Toten haben das Ende des Krieges gesehen. Plato
by Trurl (18.01.13, 22:16)
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