Freitag, 6. Februar 2009

Ein Deutscher

"Sein Vater war Gärtner, hatte meist dreckige Hände, verdiente wenig, und wann immer er sprach, beklagte er sich oder gab Befehle. Ein Deutscher, sagte er immer wieder, während er die abendliche Kartoffelsuppe aß, sei jemand, der nie krumm sitze.

Einmal fragte Gauß: Nur das? Reiche das denn schon, um ein Deutscher zu sein? Sein Vater überlegte so lange, dass man es kaum mehr glauben konnte. Dann nickte er."

(aus D. Kehlmann, Die Vermessung der Welt)

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Freitag, 9. Januar 2009

Alter Bekannter

Wer gewisse Produkte der Firma Apple kennt, weiß sofort, was dieses Foto bedeutet. Dies ist jedoch keine Reminiszenz an das Jahr 1995, sondern eine Erfahrung aus dem Jahr 2009: Ein topaktuelles iPhone 3G lässt sich ohne diesem improvisierten Werkzeug nicht in Betrieb nehmen.

Und dass man selbiges benötigt (und wie man es verwendet), ist keiner der mitgelieferten Bedienungsanleitungen (= ein kleines buntes Leporello) zu entnehmen. Sowas kann sich nur ein Noname-Ramsch-Hersteller aus Südostasien oder eben Apple erlauben, ohne dass die Kunden einen gewaltigen Radau machen.

'Tschuldigung, ich bin ja schon still.

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Dienstag, 6. Januar 2009

Inger Christensen ist tot

Eine der Sprachgewaltigen des 20. Jahrhunderts ist in ihrem 74. Lebensjahr verstorben. Sie hat sanft und doch eindringlich gezeigt, was wir mit Sprache alles machen können, wenn wir sie nur ein bisschen fliegen lassen.

Ihr "Schmetterlingstal" betrachte ich unverändert als Lehrstück dafür, wie man mit der konsequenten Umsetzung einer an sich einfachen Idee ein außergewöhnlich prächtiges Gebäude errichten kann, ohne dabei zu viel Staub aufzuwirbeln.

Sie wird ein Teil meiner Wirklichkeit bleiben.

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Donnerstag, 1. Januar 2009

A day in the life

Woke up, got out of bed Dragged a comb across my head Found my way downstairs and drank a cup And looking up, i noticed i was late Found my coat and grabbed my hat Made the bus in seconds flat Found my way upstairs and had a smoke Somebody spoke and i went into a dream...

...I read the news today oh, boy Four thousand holes in blackburn, lancashire And though the holes were rather small They had to count them all Now they know how many holes it takes to fill the albert hall I'd love to turn you on. (c The Beatles)

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Donnerstag, 25. Dezember 2008

Lieber Gott im Himmel droben, schau herab, lass uns Dich loben.

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Mittwoch, 26. November 2008

Die Vögel sangen, im Gras zitterte noch Tau. Nach dem zweiten Bier beschloss ich, die Dämmerung abzuwarten. Dann würden irgendwelche Engel kommen und mich aus dem Dreck ziehen.

(Andrzej Stasiuk: Über den Fluss)

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Montag, 24. November 2008

Online-Durchsuchung: Jetzt auch in Österreich

Ein kleiner Nebensatz im Koalitionspapier mit großer Wirkung: In Österreich wird die Online-Durchsuchung offiziell eingeführt. Aber okay, war ohnehin nur eine Frage der Zeit.

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Dienstag, 11. November 2008

Von der statistischen Wichtigkeit des männlichen Fortpflanzungsorgans

Das war die Zahl der E-Mails in meinem Spam-Ordner, nachdem ich ihn gut drei Monate unbeachtet ließ.

Nicht übel. Ich habe das zum Anlass genommen, einen groben Überblick über die durchschnittlichen Inhalte der subject-Zeilen zu gewinnen und dabei festgestellt, dass auch bei einem derart guten statistischen Sample zu mehr als 90% ein Thema die Spam-Inhalte beherrscht: Das männliche Fortpflanzungsorgan.

Nun ist es ja nicht so, dass Spam-Mails einfach Unsinn sind, die ohnehin niemand liest, sondern die großen Spam-Versender sehr wohl eine Menge Geld damit anhäufen. Das Gesetz der großen Zahl ist hier unbestechlich: Wenn man etwas bei einer genügend großen Anzahl Menschen versucht, wird man zumindest bei einigen damit erfolgreich sein. Trotzdem erhöht sich die Trefferquote natürlich, wenn man etwas versucht, das bei möglichst vielen Menschen Interesse weckt.

Und die Gesetze der Marktwirtschaft, die in diesem Fall so gut funktionieren wie die Regeln der biologischen Evolution, sorgen durch die extrem kurze "Generationszeit" von Spam-Mails für eine sehr effiziente Auslese, die bedingt, dass wirklich nur die Fittesten überleben.

Eben deshalb liegt der Schluss nahe, dass das Interesse rund um das männliche Fortpflanzungsorgan tatsächlich außerordentlich groß und extrem weit verbreitet ist. Und zwar noch wesentlich mehr, als man annehmen würde, denn: Wenn es stimmt, dass unter den Spam-Inhalten am ehesten die erfolgreichen "überleben", scheint es zumindest unter jenen Menschen, die eine E-Mail-Adresse haben, nichts, aber auch gar nichts zu geben, was wichtiger ist! Jedenfalls im statistischen Mittel.

Und diese Erkenntnis ist dann doch, nun ja, ziemlich interessant.

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Dienstag, 4. November 2008

Barack Obama ist nicht schwarz

Normalerweise liegt man ja sehr wahrscheinlich falsch, wenn die ganze Welt etwas behauptet und man als Einziger anderer Meinung ist. Aber in diesem Fall, hm... Nein, ich bin absolut sicher, dass ich mich nicht irre.

Also, in aller Klarheit: BARACK OBAMA IST NICHT SCHWARZ.

Nicht, was seine Hautfarbe betrifft (wenn meine Eltern von ihrem Italienurlaub zurück kommen, sind sie schwärzer) und auch nicht in Bezug auf seine Herkunft.

Dieser Mann hatte nun einmal einen Vater, der aus Afrika stammt und eine Mutter, die man auch in den USA absolut zweifelsfrei als "Weiße" einordnet.

Deshalb ist es ausgeschlossen, dass Obama "schwarz" ist. Ebenso, wie es ausgeschlossen ist, dass er "weiß" ist. Beides ist ebenso falsch wie es richtig ist und deshalb könnte man mit der exakt gleichen Gültigkeit Obama in den Medienberichten als "den weißen Präsidentschaftskandidaten" bezeichnen.

Aber niemand tut das. Und das finde ich, gelinde gesagt, höchst eigenartig.

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Montag, 3. November 2008

Maß und Ziel

Obwohl das jetzt schon eine Woche zurück liegt, beschäftigt mich immer noch der Fall jenes Wiener Straßenbahnfahrers, der im Zuge einer ausgelassenen Feier eine Lautsprecherdurchsage - laut Video verifizierbar eindeutig scherzhaft - mit den Worten "Sieg Heil" ergänzt hat.

Der Mann wurde nicht nur entlassen, sondern muss auch mit einem Verfahren wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung rechnen, was in Österreich sehr ernste Konsequenzen haben kann.

Eine angeheiterte Dummheit, die eigentlich mit einer öffentlichen (und auch unmittelbar erfolgten) Entschuldigung erledigt sein sollte, hat diesen Mann nicht nur den Arbeitsplatz gekostet, sondern bringt ihn möglicherweise sogar ins Gefängnis. Unverkennbar sind das Methoden eines totalitären Staates, der die auch scherzhaft gemeinte Äußerung ganz bestimmter Inhalte mit drakonischen Strafen belegt. Bekannt aus Militärdiktaturen. Also frage ich mich, was solche Methoden in einem Staat wie Österreich zu suchen haben, vor dem ich seit diesem Tag eine deutlich geringere Achtung habe.

Und ich frage mich ernsthaft, ob ich in einem solchen Staat leben will. Und merke dazu an, dass ich seit Jahrzehnten ein linksliberal orientierter Grünwähler bin und nicht vorhabe, das deshalb zu ändern.

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Dienstag, 28. Oktober 2008

Wer feiert, lebt

Übrigens: Geburtstage sind zum Feiern da. Nur, um das nie wieder zu vergessen.

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Dienstag, 21. Oktober 2008

Blinkende Lichter, flirrende Schatten, dunkler Asphalt schluckt Nachtgestalten.

Ein Windhauch, ein Duft, ein Wirbel im Grau, Stille erschüttert altbrüchigen Bau.

Wärme umhagt zittriger Vögel Gefieder, die Abende wachsen, und Sehnsucht singt ihre Lieder.

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Montag, 6. Oktober 2008

Noch immer neige ich unbewusst dazu, das Terrain zu überfliegen, um nur ja nicht über allfällige Steine zu stolpern.

Mit dem Nachteil, dass ich dadurch den Boden nicht unter meinen Füßen spüre, seine Feinstruktur, Beschaffenheit und Temperatur, die leichten und schweren Beben, die ihn manchmal erzittern lassen, das Gras, den Regen und den Schnee, den heißen Sommerasphalt und die kleinen Steine, die die Fußsohlen so angenehm massieren.

Mal sehen, was es so alles gibt, da unten.

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Freitag, 3. Oktober 2008

Herbst

"Ein Gefühl der Wehmut ist es, welches die Betrachtung der Kastanienernte erweckt; es ist ja die letzte Frucht des Jahres, die nun eingeheimst wird, der Abschied von der schönen Sommerzeit tritt nahe heran. Unwillkürlich muss ich beim Anblick der Marroni stets an Frost und Kälte denken."

Dieses ein Jahrhundert alte Zitat des österreichischen Erzherzogs und Freigeists Ludwig Salvator verbindet mich mit einer lange vergangenen Zeit, deren Empfindungen mit meinem Bewegungsfluss schwingen, wenn ich in diesen Tagen mit dem Fahrrad unter diesem einen Kastatanienbaum vorbei ziehe, den auf dem Weg liegenden Kastanien ausweiche, überlege, ob ich gerade heute ein paar davon mit nachhause nehmen soll und dabei mit meinem Kopf das tief hängende Blattwerk streife.

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Freitag, 26. September 2008

Wednesday Morning, 3 a.m.

Hello darkness, my old friend, I've come to talk with you again, Because a vision softly creeping, Left its seeds while I was sleeping, And the vision that was planted in my brain Still remains Within the sound of silence.

In restless dreams I walked alone Narrow streets of cobblestone, neath the halo of a street lamp, I turned my collar to the cold and damp When my eyes were stabbed by the flash of A neon light That split the night And touched the sound of silence.

And in the naked light I saw Ten thousand people, maybe more. People talking without speaking, People hearing without listening, People writing songs that voices never share And no one deared Disturb the sound of silence.

Fools said I, you do not know Silence like a cancer grows. Hear my words that I might teach you, Take my arms that I might reach you. But my words like silent raindrops fell, And echoed In the wells of silence.

And the people bowed and prayed To the neon God they made. And the sign flashed out its warning, In the words that it was forming. And the signs said, the words of the prophets Are written on the subway walls And tenement halls. And whisperd in the sounds of silence.

(Simon & Garfunkel, 1964)

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