Donnerstag, 16. März 2006

Medien-Politik

Mit einiger Verspätung (weshalb ich keine großen Hemmungen habe, hier die Handlung zu verraten) habe ich kürzlich das nicht ganz typische Hollywood-Elaborat "Flight Plan" gesehen.

Nicht ganz typisch zunächst einmal, weil das auf der DVD mit gelieferte "Making of" offenbart, das all die schönen Special effects nicht etwa gerechnet sind, sondern in einer ganz und gar klassischen Manier hingebastelt wurden. Gebastelt heißt, dass man das im Mittelpunkt des Films stehende Flugzeug als verkleinertes Holzmodell aufgebaut hat und beeindruckende Visual effects durch reale, oft extrem aufwändig umgesetzte Bewegungen der Kameras erzeugt hat. Entweder sind Produzent und Regisseur von Flight Plan diesbezüglich schwere Freaks, oder aber, was wahrscheinlicher ist, die Megadigitalos um Firmen wie Industrial Light and Magic oder Pixar sind seit dem letzten Star Wars-Sequel endgültig vom Größenwahn befallen und verlangen für ihre Animationen kaum mehr bezahlbare Beträge.

Wirklich interessant macht diesen Film aber etwas ganz Anderes. Es geht darin um ein großes amerikanisches Flugzeug, Entführung und Paranoia, der Film wurde vier Jahre nach 9-11 gedreht und tatsächlich sitzen in diesem Flugzeug drei Passagiere arabischer Herkunft, die man zudem die ganze Handlung hindurch sehr verdächtig aussehen und handeln lässt. Es wird da auch ein amerikanischer Passagier gezeigt, der mehrere Gelegenheiten nutzt, um dem Zuschauer mit passenden Meldungen wie "Ich krieg euch, ihr Bastarde", u.ä., entgegen zu kommen.

Man darf sich also denken: okay, klarer Fall, arabische Terroristen, die wieder mal nichts besseres zu tun haben, als dauernd ihre Unschuld zu beteuern. Der bubigesichtige Luft-Marshal und die toughe Jodie Foster werden ihnen schon zeigen, was sie davon haben, usw., usw.

Aber denkste! Der brave Marshal erweist sich als übler Bösling, Entführer, Erpresser und skrupelloser Mörder, während die Araber voll und ganz schuldlose, zufällig anwesende Passagiere sind. Netter Gag, könnte man denken, der Zuschauer wird mit einem simplen Trick auf eine falsche Fährte gelockt, um der Handlung mehr Spannung und unerwartete Wendungen zu geben. Aber die Sache geht noch viel weiter, denn am Schluss gibt es eine kurze Szene, die der Grund ist, warum ich mir hier die Finger wund schreibe.

Nachdem der Bösewicht tot, alle Passagiere in Sicherheit und Jodie Foster als Heldenmutter mit ihrer geretteten Tochter die Szene verlassen will, schwenkt die Kamera plötzlich in Richtung einer ausgestreckten Hand, die ihr beim Verstauen ihrer Koffer behilflich ist. Und diese Hand gehört einem der drei Araber aus dem Flugzeug, die sie zuvor direkt beschuldigt hatte, ihre Tochter entführt zu haben. Es fallen keine Worte in dieser Szene, auch keine Entschuldigung. Die in dieser kurzen Szene zweifellos sehr genau geplante Mimik der Hauptdarstellerin und des Arabers ist es, was diesen Film so außergewöhnlich macht. Dieser kurze Moment wirkt wie ein Spiegel und ein auf den Punkt gebrachter Extrakt der Hilflosigkeit, die aktuell zwischen den Vertretern der westlichen und der arabischen Welt im Umgang miteinander besteht. Beide Seiten wissen, dass Vieles, was man derzeit macht, so nicht wirklich gut ist und eigentlich anders gemacht werden sollte. Und man weiß auch, dass eigentlich niemand den Konflikt will, weil er letztendlich niemandem nutzen wird. Aber man weiß auch beim besten Willen nicht, wie man diesem Konflikt entfliehen, geschweige denn ihn lösen kann.

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Die Iden des März

Als Julius Cäsar am 15. März 44 v.Chr. den Senat betrat, fühlte er sich zwar - aus kurze Zeit später durchaus nachvollziehbaren Gründen - nicht wohl dabei, aber immerhin musste er sich vorher nicht durch Schneeverwehungen kämpfen, so wie ich, ehe ich zu diesem Datum mein Büro betreten konnte.

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Dienstag, 28. Februar 2006

Was tun,

wenn man so schrecklich gerne das Papier abschaffen würde, das ganze Hin und Her des "Hallo, da bin ich, das mach ich, wo bist Du, was machst Du?" auf vernetzte Elektronenflüsse bannen möchte, aber gleichzeitig nur deshalb in einer frisch gemachten Tasse Tee rühren kann, weil der Wasserkocher genug Strom abbekommt, was wiederum nur deshalb möglich ist, weil jemand so freundlich ist und meine Texte auf Papier druckt; wofür er mir dann ganz elektronisch einen noch dazu sehr statthaften Geldbetrag zukommen lässt. Was tun.

Was tun, wenn man bekennender Pazifist ist, ein Käfer- und Fliegenretter, ein immer wieder auch die andere Backe hin Haltender; aber gleichzeitig ganz sicher ist, dass, wenn jemand seine Liebste bedrohen würde, mit klar kalkulierter, furchtbarer, weil mitleidloser Gewalt reagieren würde. Was tun.

Was tun, wenn man die Zahl Pi auf 20 Stellen hinter dem Komma kennt, das Periodensystem der Elemente rauf und runter aufsagen kann, einen Hang zu orthogonal ausgerichteten Gegenständen und exakt nach ihren Dunkelgrautönen sortierten Socken hat; aber gleichzeitig nie ganz diese Schokoladeflecken aus der Cordhose bekommt, der Schreibtisch zwar aufgeräumt ist, aber stets diese eingetrockneten Ringe von den Trinkgläsern zeigt, das Badezimmer zwar sauber scheint, aber nur, solange man die Brille noch nicht aufgesetzt hat. Was tun.

Was tun, wenn man als Fünfjähriger nachts durch das große Verandafenster in die dahinter liegende Dunkelheit blickt und plötzlich weiß, dass es immer dieses Dahinter sein wird, das man suchen, wonach man streben und das man ergründen will; aber gleichzeitig weiß, dass man als Sechsunddreißigjähriger entdeckt hat, dass es gar nicht darum geht, das zu tun. Was tun.

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Freitag, 24. Februar 2006

Wenn wir doch klug genug wären, nicht mehr klug zu sein! Aber wir glauben immer noch, unser Kopf könnte etwas erkennen.

Kann man eine Blume - erkennen? Man kann sie sein, - wenn man das noch kann, was einmal alle konnten.

Hör auf, verstehen zu wollen. Entzünde deine Pfeife und laß es unverständlich sein. Leben ist tiefsinnige Sinnlosigkeit.-

Schenk mir, o schenk mir den Mut und die Kraft zu der Herrlichkeit des Nicht-Sinns!

Ernst Schönwiese

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Montag, 20. Februar 2006

Wie schreibt man 5 Stories in 2 Stunden?

Shake&Paste, während man im Hintergrund Rock&Roll hört. Glauben Sie nie ohne Vorbehalte, was in der Zeitung steht...

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Zur Erinnerung

18.2.2006: Der Tag, an dem ich Windows 2000 lebwohl gesagt habe.

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Mittwoch, 15. Februar 2006

Wirklich erstaunlich,

diese Punschschnitte mit dem sagenhaften Gewicht von 330 Gramm, die ich beim Zielpunkt um noch sagenhaftere 99 Cent erworben habe. Was da wohl so alles drin ist?

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Donnerstag, 9. Februar 2006

Die Steckdosenleiste mit eingebautem Webserver

Zeiten sind das, unglaublich. Wenn ich mich daran erinnere, wie ich meinen ersten Webserver aufgesetzt und umständlich für meine persönlichen Bedürfnisse konfiguriert habe, hach, das war schon noch eine sehr unmittelbare Form von Technik-Erlebnis.

Heutzutage ist ein kompletter Webserver einfach in eine ordinäre Steckdosenleiste integriert. Wohlgemerkt, diese Steckdosenleiste verfügt über eine einmalige IP-Adresse. Man bedenke die Möglichkeiten! Die Autoren von Kriminalromanen etwa dürften sich über diesen Ansatz ganz besonders freuen, bietet er doch ganz neue Dimensionen, um so wirklich ganz gefinkelte Morde auszuhecken...

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Montag, 6. Februar 2006

Aufräumen mit den Spießern

"Die Zeit" hat sich etwas an sich Unmögliches vorgenommen: Im Rahmen eines dreiwöchigen Projekts versuchen die Zeit-Online-Redakteure, diesem vorgeblich urdeutschen Phänomen - dem des Spießers - analytisch gewissermaßen "auf die Pelle zu rücken". Mit klugen Texten, Videos und Kommentaren zum Thema.

Ein erster, überaus interessanter Text dazu ist dieser hier. Sehr feinsinnig dabei die Feststellung: "Es handelt sich um einen beiderseitigen Exzess der selbstgerechten Feindbildkonstruktion, und das Selbstgerechte ebenso wie die Sucht nach Feindbildern könnte man just als das – nun eben Spießige bezeichnen."

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Sonntag, 5. Februar 2006

Ja, das mit der Wahrheit,

das ist schon eine recht komplizierte Sache. Kaum jemand interessiert sich wirklich dafür. Und dann auch noch aus aus derart verständlichen Gründen. Hm.

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Dienstag, 31. Januar 2006

Wie heißt doch gleich dieser Song...?

Ich will gar nicht wissen, wie oft ich mir diese Frage schon gestellt habe, insbesondere dann, wen man absolut nichts darüber weiß und gerade einmal die Melodie mitsummen kann. Eine erstaunlich gute Antwort liefert Song-Tapper, eine Site, bei der man einfach den Rhythmus dieses "Wie heißt er doch gleich"-Songs mit der Space-Taste einklopft.

Ich habs versucht und es hat funktioniert, obwohl ich nur den kurzen Refrain "eingeklopft" habe. Fein ist, dass man die Engine belehren kann, falls sie etwas nicht oder falsch findet. Derzeit sind bereits über 10.000 Songs in der Datenbank und der Server leider heillos überlastet. Aber 3 Minuten Wartezeit sollte es schon wert sein, wenn man endlich die Antwort auf etwas bekommt, über das man schon den ganzen Tag grübelt...

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Montag, 30. Januar 2006

Ein Grundsatz

Ehe man das Denken anderer Menschen beeinflusst, sollte man sich darüber klar geworden sein, ob man selbst überhaupt sein will.

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Donnerstag, 26. Januar 2006

"Man sagte uns, wir sollten den Raum verlassen, das Land verlassen und nie wiederkommen."

Nein, nein, keine Szene aus Nahost. Sondern eine weitaus interessantere aus Italien. Geschehen im Jahr 2002, ausgesprochen von Italienern gegen Japaner.

Natürlich muss man die ganze Geschichte kennen, ehe man hier allfällige rassistische Tendenzen zu orten beginnt. Die Japaner nämlich wurden von einem gewissen Herrn Tanaka angeführt, seines Zeichens Erfinder, der einem italienischen Winzer sein neuestes Gerät vorstellen wollte: Den automatischen Weinveredler.

Selbiger macht nichts anderes, als mithilfe der elektrolytischen Wirkung zweier von einem komplizierten Gerät gesteuerten Elektroden junge Weine in sehr alte zu verwandeln. Binnen weniger Sekunden.

Und da dachte Herr Tanaka, na, die Italiener mit ihren tollen Weinen, die werden sich ganz sicher für meine einzigartige Erfindung interessieren. Tja, die kulturellen Gräben zwischen den Völkern sind in gewissen Bereichen offenbar schwer zu überschauen. Hoffen wir für Herrn Tanaka, dass er nicht demnächst einen Besuch von dezenten Herren aus Sizilien bekommt, ganz gleich ob seine Erfindung funktioniert oder nicht.

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Dienstag, 24. Januar 2006

Wie man merkt, dass man alt wird?

Wenn die früher bevorzugt gelesenen und nach Ewigkeiten wieder zur Hand genommenen Science-Fiction Stories plötzlich in der Vergangenheit spielen. Shit, wir haben 2006!!!

Was hab ich das doch cool gefunden, damals (1981), als ich mir "Die Klapperschlange" frisch im Kino angeschaut habe und diese zwar irgendwie vorstellbare, aber unendlich weit entfernte Zukunft des Jahres, in dem dieser Film spielt, in mich aufgesogen habe. Nämlich 1997. Ein Grund mehr, wieder mal die alten Star Trek Voyager-Folgen anzusehen. Die spielen wenigstens im 24. Jahrhundert. Aber abwarten, das kommt auch noch früh genug...

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Freitag, 20. Januar 2006

Ein seltsamer, schwarzer Strich

Ob die Dienst habende Dame der öffentlichen Buchrückgabestelle ihn wohl bemerkt hat, diesen aus der Perspektive eines als Fünfter in einer Schlange von Buchrückgabewilligen leicht verwischt aussehenden, eigentlich viel zu dunklen, etwa einen kleinen Finger langen Strich, der da ein gutes Stück unterhalb ihres rechten Auges den Besuchern der Bibliothek eine Art beschämtes "Entschuldigen Sie bitte den unpassenden Ort meiner Präsenz" entgegen wirft? Unwahrscheinlich, wo es sich doch ganz offensichtlich um eine Art Toilettfehler handelt, den eine gewissermaßen im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehende Dame - Anfang Vierzig, sehr schlank, mit gepflegtem Äußeren und aufwändiger Frisur - nie auch nur eine Sekunde lang zulassen würde. Also muss dieser, die blond gelockten Haare übrigens stark kontrastierende Schatten unter dem rechten Auge passiert sein, nachdem seine Trägerin zuletzt die Gelegenheit hatte, ihr Gesicht in einem Spiegel einer Prüfung zu unterziehen.

Derzeit ist die Dame von der Buchrückgabestelle aber ohnehin mehr mit der Prüfung der noch ausstehenden Buchrückgaben des vor ihr stehenden Herren mittleren Alters beschäftigt, welcher, unterstützt von dezenten Gesten, einen scheinbar überdurchschnittlich komplexen Sachverhalt zu erläutern versucht, der für mich, wahrscheinlich glücklicherweise, akustisch nicht verständlich ist.

Dabei ertappe ich mich, wie ich diesen schwarzen Strich mit einem viel zu beiläufigen Schielen fixiere - ich bin unverändert Fünfter in der Reihe und daher für Ablenkungen aller Art sehr empfänglich - was mich zu einem raschen und nicht minder auffälligen Wechsel meiner Blickrichtung veranlasst. Woraufhin mein Blick direkt mit dem einer dunkelhaarigen Frau Ende Zwanzig in der Schlange zwei Reihen neben mir kollidiert, die offenbar gerade selbst nicht so recht weiß, welchem Punkt der Bibliothekshalle sie ihre Aufmerksamkeit schenken soll. Ich wechsle meine Blickrichtung also abermals, etwa 30 Grad nach rechts oben, wo ich die Wahrscheinlichkeit eines neuerlichen ungewollten Anstarrens aufgrund früherer Beobachtungen - ich bin Stammbesucher dieser Bibliothek - für besonders unwahrscheinlich erachte.

Aber nein, ausgerechnet heute verlangt die an dieser Stelle montierte Deckenbeleuchtung nach einer Wartung, die einen auf einer Leiter stehenden Haustechniker mit blauem Arbeitsanzug, grauen Schläfen und düsterer Mine zur Folge hat. Der natürlich exakt in diesem Moment nicht in Richtung seiner auszutauschenden Neonröhre, sondern genau in meine Augen blickt, und sich, leicht erschreckt, fragt, was es da wohl zu glotzen gibt. Gut, starre ich eben auf den Boden.

Das Betrachten eines geometrischen Musters auf glatten, großflächigen Böden kenne ich noch aus der Zeit, als ich meine Eltern regelmäßig zur Samstagabend-Messe begleitet habe, nur dass der Boden dort aus geschliffenem Stein bestand, seiner Regelmäßigkeit nur durch da und dort eingesetzte Grabsteine beraubt, und dieser hier seine Existenz einem fortschrittlichen Erzeugnis der Kunststoffchemie verdankt.

Trotzdem eröffnet dieses architektonische Beispiel eines abgeklärten Modernismus durchaus interessante Einblicke in die Ästhetik der ausgehenden 1990er-Jahre, zeigt der Boden doch eine Musterung, die auf den ersten Blick noch wie eine Laune seines Herstellungsprozesses wirkt, sich bei eingehender Betrachtung aber doch als überaus durchdachte Formenvielfalt erweist, die einer komplizierten mathematischen Funktion zu folgen scheint.

Das ist auch sehr gut so, weil mir durch diese Tatsache gar nicht aufgefallen ist, dass ich bereits der Zweite in der Schlange bin und daher dem schwarzen Strich der bewussten Dame ein so erhebliches Stück näher gerückt bin, dass es schon einer gehörigen Ablenkung bedarf, um sie nicht anzustarren.

Was also tun? Sie doch darauf aufmerksam machen? Bloß, wie? "Ähem, ich glaube, Sie haben da einen Toilettfehler." "Na, heute noch nicht in den Spiegel geblickt?" "Könnten Sie kurz mit mir nach hinten gehen, dann zeig ich ihnen was." Furchtbar. Alles falsch, wie mans auch dreht und wendet. Ähnliches haben sich wohl auch die 1000 anderen Menschen gedacht, welche die Dame von der Buchrückgabestelle heute schon mit ihrem schwarzen Strich gesehen haben.

Ich bin dran.

"Nur diese Bücher retour, bitte."

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Aktualisiert: 07.04.20, 11:16
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