Montag, 5. Februar 2007

Es geht uns ganz gut

Das schließe ich jedenfalls aus der Tatsache, dass ein Werbebanner auf den ORF-Wetterseiten zum Kauf von Spiegelei-Formern motiviert.

Der Sinn allen wirtschaftlichen Schaffens ist der Konsum. Wenn man nicht mehr weiß, was man konsumieren soll, erfindet man beispielsweise Spiegelei-Former. Im Grunde sind natürlich auch Weblogs und Computer nichts anderes, also Dinge, die man nicht wirklich zum Leben braucht, was sich ja bekanntlich auf ausreichend Nahrung und einen sicheren Platz zum Schlafen beschränkt. Und so kann eben jeder von uns auf die eine oder andere nette Sache einfach nicht verzichten. Geben wir es zu: Wer von uns beschränkt sich tatsächlich auf Nahrung und Schlafplatz? Also nehme ich meine Verständnislosigkeit gegenüber den Entwicklern und Anwendern von Spiegelei-Formern sofort wieder zurück und freue mich, dass auch solche Dinge die Wirtschaft ankurbeln und den allgemeinen Wohlstand fördern...

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Samstag, 3. Februar 2007

Zwei Schwestern

"Was, am Montag wirfst Du? Scheiße!" "..." "Nein, länger warten sie nicht mehr. Ruf an, wenn Du was Neues hast, ein Kind oder so. Und wirf ordentlich!"

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Donnerstag, 1. Februar 2007

Licht:

"Boliviana" von Ibrahim Ferrer.

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Samstag, 27. Januar 2007

"Take your time,

think alot, think of everything you've got, for you will still be here tomorrow, but your dreams may not." Cat Stevens

Purer Kitsch? Großmutterweisheit? Glückskeksphilosophie? Bittere Reminiszenz? Hängt wohl davon ab, in welchem Lebensabschnitt man sich gerade befindet.

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Freitag, 19. Januar 2007

Übrigens,

seit der Youtube-Content explosionsartig zunimmt, ist mein lebenslang eingewöhnter Rhythmus aus Sehen/Hören/Erfahren, sich darüber freuen und verarbeiten, massiv überfordert. Ich erinnere mich an einen Winterabend des Jahres 1979, ich saß mit meiner Mutter und meiner 12 Jahre älteren Cousine im Wohnzimmer und hörte ihren Gesprächen zu, während hinter mir das wie immer laufende Röhrenradio leise Ö3 verbreitete. Dann kamen plötzlich ein paar Takte eines Songs, die mich augenblicklich in dieses Radio gebeamt haben und die Unterhaltung der beiden Frauen vollständig in den Wahrnehmungshintergrund drängten. Diese Musik hat mich damals wirklich nachhaltig verändert.

Und alles, was ich von ihr hatte, war die Erinnerung an einige Stellen darin, den Klang des Refrains, und vor allem das damit verbundene Gefühl, aber weder einen Titel, noch irgendein Stück Text oder gar den Interpreten. Ich war damals 11 und hatte keine Vorstellung, wie man es anstellt, diesen Song noch einmal zu hören, das damit verbundene Gefühl wieder zu erleben, außer eben Radio - also Ö3 - zu hören. Das habe ich getan, mehr als ein Jahr lang, wissend, dass dieser Song, dessen Titel ich nicht kannte, mit absoluter Sicherheit mein persönlicher Favorite war (und in gewisser Hinsicht bis heute ist). Bis ich ihn endlich einmal - das Radio erst aufgedreht, als er schon etwa im Mittelteil war - wieder gehört und es geschafft hatte, vielleicht eine Minute davon mit meinem Philips-Radiorekorder aufzunehmen. Diese Minute war dann für gut zwei Jahre mein musikalischer Mittelpunkt, obwohl ich damit noch immer nicht herausgefunden hatte, wie Titel und Interpret heißen. Zirka 1982 habe ich ihn - wieder zufällig - zum ersten Mal vollständig gehört, und zwar im Radio Bayern 3, wo der Moderator so freundlich war, anschließend Songtitel und Sänger zu nennen - damals eine Art biblischer Offenbarung für mich. Erst 1985 hatte ich den Song dann endlich auf LP - immerhin erworben in einem Londoner Plattenladen. Falls es interessiert: Es war Walk on the wild side von Lou Reed.

Heute gebe ich in die Suchmaske von Youtube "Lou Reed" ein und werde von einer emotional nicht bewältigbaren Zahl Live-Videos(!) überschüttet. Früher hätte ich von einem Ausschnitt eines einzigen davon jahrelang gezehrt. Und damit ist natürlich noch lange nicht Schluss, denn es finden sich mittlerweile praktisch ausnahmslos alle Musikstücke aller für mich wichtigen Interpreten in unterschiedlichsten Versionen als sofort verfügbarer Videostream. Das ist definitiv viel mehr als ich jemals zu verarbeiten vorbereitet war, weshalb ich es nicht schaffe, darauf emotional angemessen zu reagieren - ich müsste vor Freude augenblicklich explodieren. Und all das erinnert mich irgendwie verdächtig an die alte Midas-Sage.

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Donnerstag, 18. Januar 2007

Orwell hatte ja keine Ahnung

Aktuelle Informationen des deutschen "Arbeitskreises Vorratsdatenspeicherung":

"Nach Plänen von Union und SPD soll ab Mitte 2007 zur verbesserten Strafverfolgung nachvollziehbar werden, wer mit wem in den letzten sechs Monaten per Telefon, Handy oder E-Mail in Verbindung gestanden hat. Bei Handy-Telefonaten und SMS soll auch der jeweilige Standort des Benutzers festgehalten werden. Anonyme E-Mail-Konten und Anonymisierungsdienste sollen verboten werden.

Mit Hilfe der gespeicherten Daten können Bewegungsprofile erstellt, geschäftliche Kontakte rekonstruiert und Freundschaftsbeziehungen identifiziert werden. Auch Rückschlüsse auf den Inhalt der Kommunikation, auf persönliche Interessen und die Lebenssituation der Kommunizierenden werden möglich. Zugriff auf die Daten sollen Polizei, Staatsanwaltschaft und ausländische Staaten erhalten."

Ausländische Staaten?!? Das gabs ja nicht einmal in der zunehmend prophetischer werdenden SF-Story "Der Schockwellenreiter" von John Brunner. Da hatte nämlich wenigstens nur der überwachende Staat den totalen Datenzugriff.

Ich frage mich ernsthaft, ob ich nicht doch in absehbarer Zeit meinen persönlichen Stecker aus dieser Dose ziehe. Wenn das nur nicht so schrecklich unbequem wäre. Denn wie sollte ich sonst all die tollen alten Hendrix-Videos auf YouTube anschauen...

Es ist zu befürchten, dass unsere Abhängigkeit von der telekommunikativen Mediengesellschaft bereits zu weit fortgeschritten ist, um ohne sie auskommen zu können.

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Dienstag, 16. Januar 2007

Endgültiges?

Alles Leben ist Bedürfnisbefriedigung. Gut. Nun sieht es aber angesichts des aktuellen Stands der Technik und einer vorsichtigen Schätzung ihrer Weiterentwicklung danach aus, als wären irgendwann alle unsere Bedürfnisse befriedigbar.

Und ich meine damit wirklich ausnahmslos alle. Was bedeutet, dass auch ein eventuell aus dieser Bedürfnislosigkeit erwachsender Wunsch nach Abwechslung erst gar nicht auftreten würde, weil auch dieser a priori vollständig befriedigt wäre.

Ich halte diese Idee für wesentlich, weil wir tatsächlich in eine Richtung zu steuern scheinen, in der diese Vision ein rein technisches Problem ist, das nicht nur grundsätzlich lösbar ist, sondern an dessen Lösung mit großem Eifer und durchaus absehbarem Erfolg gearbeitet wird. Wenn sich auf dem Weg dorthin keine extremen Schwierigkeiten zeigen, könnte die absolute Bedürfnisbefriedigung innerhalb einer im Vergleich zur gesamten Menschheitsgeschichte sehr kurzen Zeit erreichbar sein.

Bleibt die Frage, was dann folgt. Ist es sinnvoll, eine vollkommen bedürfnislose Existenz als "Leben" zu bezeichnen? Ist Mangel eine notwendige Begleiterscheinung von Leben?

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Samstag, 30. Dezember 2006

Surfstation

mit Münzeinwurf.

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Donnerstag, 28. Dezember 2006

Grad noch

ist es sich ausgegangen mit Schnee vor dem Jahreswechsel. Eigentlich doch recht hübsch. Und sehr leise, dank der Schall schluckenden Eigenschaften von Schneeflocken. Zeit für einen explorativen Abendspaziergang.

EDIT

Dessen Ergebnis unter anderem so aussieht:

Das ist übrigens Herr Johann.

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Um den Tag etwas lockerer zu beginnen,

schalte ich das Radio an und drücke automatisch die vorprogrammierte Taste für Ö1. Idealer Hintergrund zum Zähnputzen und Rasieren. Auf dem Weg ins Bad und nach ein paar schwer zuzuordnenden Takten Musik aus dem späten 19. Jahrhundert herrscht plötzlich Stille.

Nun ist es ja eine der Besonderheiten von E-Musik aller Zeiten gegenüber der U-Musik des 20. und 21. Jahrhunderts, innerhalb eines Stücks zumeist deutlich mehr Dynamik zu offerieren, weshalb längere Abschnitte sehr leise ausfallen können. Aber SO leise?

Auf dem Weg zurück zu den Lautsprecherboxen verdichtet sich meine Vermutung, dass hier einmal mehr ein typisches Ö1-Phänomen vorliegt: Das Senden von Stille.

Und tatsächlich, man hört über einen subjektiv empfunden sehr langen Zeitraum einfach nichts, nicht einmal das aus alten Radiogeräten bekannte Rauschen. Nichts. Bis eine sonore Radiosprecherstimme einsetzt und mitteilt, dass "aufgrund technischer Probleme...". Nun ist es nicht etwa so, dass der gesamte Sender ausgefallen wäre, sondern lediglich die eben noch laufende Sendung aus irgendwelchen technischen Problemen nicht fortgesetzt werden kann, weshalb einstweilen "ein paar Takte Musik" gespielt werden, bis das Problem behoben ist. Zwar andere Musik als die zuvor gespielte, aber immerhin.

Wir schreiben längst das 21. Jahrhundert, das Radio ist im Grunde tot, da von besseren Technologien übertrumpft, und dann gibt es immer noch derartige technische Pannen, die das Senden eines bestimmten Musikstücks verhindern und eine einminütige Totalsendepause verursachen? Jedenfalls bei Ö1 gibt es das, und zwar gar nicht so selten.

Wirklich schlimm ist, dass mich das anschließende Wiederaufnehmen der Sendung darüber aufklärt, WAS da gerade gesendet wird, nämlich "Ö1 bis Zwei", was bedeutet, dass es derzeit zwischen 13 und 14 Uhr spät sein muss! Und kaum sind die Zähne geputzt, höre ich auch schon die 14-Uhr-Nachrichten. Was ist da passiert? Eine durchzechte Nacht? Ein kaputter Wecker?

Nein, es war die Demo eines dämlichen Computerspiels, das ich zuvor mit sensationellen 732 kB/s von einem Server gezogen habe, noch dazu schon gut ein Jahr alt ist, aber derzeit im Kombipack mit der aktuellen Fortsetzung besonders günstig angeboten wird. Also musste ich das testen, keine Frage. Zur Info: Es handelt sich um F.E.A.R., ein Spiel, das nicht zufällig so heißt, hatte es doch immerhin zur Folge, dass ich vor dem Schlafengehen noch einmal ganz genau geprüft habe, ob Türen und Fenster auch wirklich gut geschlossen und versperrt sind. Zum Glück erinnere ich mich praktisch nie an meine Träume.

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Dienstag, 26. Dezember 2006

Der Blick auf das Kontrastarme

Es geht sich ja meistens aus. Meistens. Aber dieses Mal habe ich die Fahrzeit vom Hauseingang zur gerade noch grünen Ampel zu optimistisch geschätzt und es daher nicht geschafft, meine nachmittägliche Radtour mit einem raschen Sprint über meine erste Kreuzung des Tages zu beginnen.

Das hängt auch ein wenig damit zusammen, dass ich üblicherweise mein Fahrrad bei dem alten Holztor vorbeizwänge, es über den Gehsteig in eine Lücke zwischen zwei schräg parkenden Autos schiebe und dann einen Blick auf die zirka 50 Meter entfernte Ampel werfe. Je nachdem, in welchem Beleuchtungszustand sich diese befindet, lasse ich mir ein bisschen mehr oder weniger Zeit, um das Rad zu besteigen und dann mit einem kurzen Sprint über die Kreuzung zu flitzen, gerade so, dass sich das bei Grünlicht ausgeht, versteht sich.

Aber zu dieser Jahreszeit, wir schreiben den 26. Dezember, ziehe ich mir kurz vor der Abfahrt noch Haube und Handschuhe über, was zu einer Verzögerung führt, die den Ampel-Erreichungs-Zeitplan mit einer gewissen Unsicherheit belegt. Was ja noch nicht so schlimm wäre, denn schließlich findet meine Nachmittagsradtour des öfteren auch im Winter statt, wodurch diese Verzögerung längst Teil einer planbaren Routine ist.

Wäre da nicht dieses dezente, aber nicht zu überhörende Schleifgeräusch im Bereich des Hinterradkotflügels, das gerade ausreichend Nachdruck erzeugt, um es nicht zu ignorieren. Man kann ja nie wissen, was da so alles an wichtigen Bauteilen rapider Abnutzung unterliegt, nur weil es ob mangelnder Wartung irgendwo abgeschliffen wird. Ein paar untersuchende Blicke später zeigte sich der Verursacher des verdächtigen Schleifens in Gestalt eines zwischen der Kabelführung des Rücklichts, dem Kotflügel und dem Hinterreifen engeklemmten Ästchens, das fast genau so aussah wie das Rücklichtkabel selbst, weshalb ich erst nach einigem Herumstochern mit dem mangels professionellem Werkzeug verwendeten Wohnungsschlüssel die wichtigen von den schleifenden Teilen trennen und das Ästchen entfernen konnte.

All das hat mich irgendwie aus meiner Ampelphasenroutine bugsiert, weshalb ich sie zwar eingeschätzt, aber trotzdem gerade nicht mehr rechtzeitig erwischt habe.

Es ist, so finde ich, unumgänglich, diese wenig ereignisreiche Geschichte zu erzählen, ehe ich mich dem eigentlichen Grund widmen kann, der mich dazu gebracht hat, diese Zeilen zu schreiben. Denn vor dieser roten Ampel stehe ich nur sehr selten, und wenn, dann eher als Lenker oder Fahrgast eines motorisierten und daher von der Umgebung stärker abgeschirmten Fahrzeuges. Wissend, wie viel Zeit ungefähr vergeht, ehe diese Ampel wieder Grün zeigt, lasse ich den Blick wandern, beobachte zwei vorbei fahrende Autos, ein Werbeplakat und ganz beiläufig den grauen Asphalt unter mir.

Im Grau dieses Asphalts ist Bewegung. Gleichfalls grau, vielleicht etwas dunkler, sehr, sehr klein und gerade so, dass es aus meiner Höhe noch bemerkbar ist. Wenngleich mir nicht klar ist, warum ich es bemerke, denn in dieser Zeit zwischen Rot und Grün, ungastlichem Wetter und einer Vielzahl anderer, weitaus auffälligerer Objekte, hat dieses kleine, kontrastarme Etwas so gut wie keine Chance, bemerkt zu werden.

Es ist eine Fliege. Eine Stubenfliege auf dem Straßenasphalt. Am 26. Dezember. Es gab zwar heuer noch keinen Schnee, aber es ist ganz sicher zu kalt für Stubenfliegen. Und dieser Fliege ist kalt, sichtbar, denn sie fliegt nicht, sondern bewegt sich langsam krabbelnd in der Nähe des Fahrbahnrands. Genau dort, wo gleich ein Autobus mit seinen zahlreichen Breitreifen in die direkt neben mir gelegene Busstation rollen wird. Die Fliege ist so langsam und der gleich eintreffende Bus so nah, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass sie von ihm überfahren wird. Gleich schaltet die Ampel auf Grün. Gleich. Was mache ich? Diese Fliege ist wie ein aufgrund des zu warmen Wetters zu früh geschlüpfter Irrtum, dazu verurteilt, entweder zu erfrieren oder von irgendjemand oder irgendetwas zerdrückt zu werden, weil sie kaum krabbeln, geschweige denn fliegen kann. Was mache ich?

Was ist das Besondere an dieser Fliege? Ich weiß es nicht, ahne es nur und steige vom Rad, stelle es auf den Gehsteig und lasse die Fliege auf meinen Handschuh krabbeln, bevor der Bus kommt. Aber was jetzt? Wie weit gehe ich mit der "geretteten" Fliege, wie hoch darf der Aufwand sein, dieses irgendwie nicht hierher gehörende Wesen zu erhalten, soll ich sie etwa mit in meine geheizte Wohnung nehmen und dort mit Nahrung versorgen? Nein, sicher nicht.

Sie soll nur einfach nicht so vom Bus überrollt werden, nur weil sie zu schwach, zu gelähmt von der Kälte ist. Jedenfalls nicht jetzt, wo ich gleich neben ihr stehe und die Wahl habe, diesen schwachen Kontrast, der ein Stück Leben ist, wahrzunehmen, oder einfach vorbeizufahren.

Also nehme ich dieses Kontrastarme wahr und beschäftige mich eine Minute lang mit ihm, setze es in einer geschützten Hausecke, wo niemand geht und wo es ein bisschen wärmer ist, ab, setze mich wieder auf mein Rad und warte noch einmal, bis das Licht wieder grün ist.

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Samstag, 23. Dezember 2006

21.Dezember

Die Tage werden wieder länger!

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Dienstag, 12. Dezember 2006

Merke:

Wer sich nicht um seine Fans bemüht, wird von ihnen verlassen.

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Good Times

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Sonntag, 19. November 2006

Das Redaktionsschluss-Phänomen

"In Ordnung, ich liefere ihnen das dann bis 20.11."

Kaum ausgesprochen, bewirkt dieser Satz eine seit Jahrzehnten eintrainierte Ablage- und Alarmknopfprogrammierungs-Routine, die zur Folge hat, dass irgendein überaus effizient werkendes Unterprogramm meines Bewusstseins den tatsächlichen Aufwand des zu lieferenden Produkts abschätzt und die dafür erforderliche Zeit kalkuliert. Beide Daten werden sodann in ein Geflecht aus zu Erledigendem und den dazu gehörenden Abgabeterminen eingebaut. Sobald das geschehen ist - ein Vorgang, der nicht mehr als einige Sekunden in Anspruch nimmt - widme ich mich wieder den zahlreichen anderen Dingen, mit denen man das Leben so füllen kann.

Zum Beispiel schlafen. Oder Zeitung lesen. Auch das Aussuchen einer neuen DVD in einer nicht all zu weit entfernten Videothek ist eine angenehm kurzweilige Tätigkeit, impliziert sie doch die Vorfreude auf das Betrachten eines möglicherweise interessanten Spielfilms, was für einen Fernsehabstinenten ein Erlebnis ist, das sich heute nur mehr wenige Mitglieder der industrialisierten Gesellschaft vorstellen können.

Überhaupt ist ja der eigentliche Sinn des Fastens, also des bewussten Verzichts im Allgemeinen, die anschließende Verstärkung des Erlebens von Dingen, die man zuvor ob ihrer Selbstverständlichkeit gar nicht mehr richtig gespürt hat. Aber ich schweife ab.

Bemerkenswert an dieser Ablage- und Alarmknopfprogrammierungs-Routine ist der Umstand, dass sie gewissermaßen im Untergrund dauerhaft aktiv bleibt. Das Einschätzen des Aufwands, das fast unterbewusste Sammeln von für das zu liefernde Produkt relevanten Daten, sowie deren Verknüpfung, versetzen mich in die Lage, mit erstaunlicher Exaktheit jenen Zeitpunkt zu erfühlen, ab dem es dann wirklich an der Zeit ist, mit der aktiven Arbeit an diesem Produkt zu beginnen.

Dieser Zeitpunkt ist faktisch ausnahmslos der letztmögliche, ab dem es für mich noch machbar ist, das Produkt in der erforderlichen Qualität und natürlich absolut pünktlich abzuliefern.

Da dieses Verhalten vor allem im Verlagswesen häufig anzutreffen ist, nennt man es allgemein das Redaktionsschluss-Phänomen. Für mich bedeutet es, dass ich ich alle nötigen Energien zur optimalen Erfüllung eines Auftrags stets nur mit dem drohenden Abgabetermin vor Augen aufbringen kann. Aus psychologischer Sicht interessant ist, dass ich mich dabei absolut wohl fühle. Dumm wird es nur, wenn eine höhere Macht meinen sehr exakt definierten Zeitplan durcheinander würfelt. Aber da ich es bisher noch immer geschafft habe, sowohl den Termin als auch die geforderte Qualität einzuhalten, wird es wohl auch diesmal wieder klappen.

So, und jetzt habe ich gerade genug Zeit mit diesem Blogeintrag verheizt, um ihn mit noch knapperem Zeitlimit noch motivierter anzugehen, diesen Abgabetermin am 20.11.

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Aktualisiert: 07.04.20, 11:16
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