Samstag, 25. Januar 2003

Atomwaffen als "Option" gegen Terror

Die Bush-Administration wagt es also tatsächlich: Laut LA Times werden zurzeit die strategischen Möglichkeiten untersucht, unter denen US-Streitkräfte Atomwaffen in einem möglichen Krieg gegen den Irak einsetzen könnten. Und zwar nicht etwa nur als Antwort auf einen Atomschlag der Irakis, sondern unter der Prämisse des präemptiven Vorgehens, das derzeit als alles erklärendes Zauberwort im Kampf gegen den Terrorismus Verwendung findet. Einfach gesagt: es wird geprüft, auf welche Art Atomwaffen eingesetzt werden können, für den Fall, dass G.W.Bush diese als notwendiges Mittel erachtet. Von irgendwelchen Beschränkungen wird dabei nicht gesprochen. Der Hintergrund: US-Verteidigungsminister Rumsfeld hat im Dezember ersucht, die STRATCOM mit den Befugnissen auszustatten, sämtliche Optionen für eine Bekämpfung von terroristischen Staaten und Organisationen zu prüfen. Bis dahin war die STRATCOM ausschließlich für die strategische Planung von Atomwaffen zuständig und es bestand eine strikte Trennung zwischen der Einsatzplanung von konventionellen und nuklearen Waffen. Damit ist es jetzt vorbei. Die STRATCOM plant jetzt Szenarien, die sämtliche Möglichkeiten für den Einsatz von Waffen aller Art beinhalten dürfen. Das Entscheidende dabei: Was zunächst nur wie eine administrative Zusammenlegung und Vereinfachung aussieht, bewirkt eine Herabsetzung der Hemmschwelle für den Einsatz von Nuklearwaffen. Man darf nicht vergessen, dass in Organisationen wie der STRATCOM nicht nur militärische Hohlhirne mit vielen Orden sitzen, sondern sehr kluge Köpfe, die vernünftig, klar und kühl nach den "besten Lösungsmöglichkeiten" suchen. Es steht außer Frage, dass diese Köpfe Situationen finden werden, in denen der gezielte Einsatz ganz bestimmter Atomwaffen der beste Lösungsweg ist. Und sie werden das dem Präsidenten mit einer Unzahl sehr exakter Simulationsmodelle auch beweisen können. Ein Beispiel sind tief unter der Erde gelegene Fabriken für biologische Waffen. Falls Bush dann Den Knopf drückt, wird er das mit voller Vernunft und unter Abwägung aller ihm zugänglichen Fakten tun. Jedenfalls wird das seine Wirklichkeit sein. Dumm nur, dass hier die Wirklichkeit einer einzigen Person die Wirklichkeiten von über 6 Milliarden Personen so entscheidend beeinflussen kann. Nicht zu vergessen: der US-Präsident hat technisch die Möglichkeit, das jederzeit zu tun. Hoffentlich stellt er sich nicht als Selbstmord-Attentäter heraus. Sicher ist, dass Atomwaffen - auch wenn niemand ernsthaft an ihren Einsatz denkt - sehr plötzlich wieder ähnlich salonfähig gemacht werden könnten, wie sie es vor Hiroshima waren. Der Gedanke, dass die Atombombe ein schreckliches Erbe längst vergangener Zeiten ist, dessen man sich so sicher und rasch wie möglich entledigen muss, ist hiermit gestorben. Die Atombombe ist wieder zur vernünftig einsetzbaren Option geworden.

 
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Aktualisiert: 07.04.20, 11:16
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