Freitag, 6. Juli 2007

Das Jahr Null der Mobilität

Es ist viel Zeit vergangen, seit ich meinen ersten eigenen Computer in Händen gehalten habe. So viel, dass ich Gefahr laufe in eine Midlifecrisis zu fallen, wenn ich länger darüber nachdenke.

1982: der erste mit BASIC programmierbare Taschenrechner. Speicherkapazität 1680 Byte. Ein 24-stelliges LCD und sehr viele Tasten. Damals habe ich programmieren gelernt. Und weil mit dem Rechner natürlich keine Einführung in die Programmiersprache BASIC mitgeliefert wurde, habe ich mir einfach selbst überlegt, was Befehle wie IF, THEN, FOR, TO, GOTO, usw. bedeuten könnten. Das hat gereicht, um ein eigenes "Schiffe versenken"-Spiel zu programmieren und Formeln für die Gaschromatografie (ich war damals ein Chemie-Freak) als Funktionen zu definieren.

Seither habe ich zwar Dutzende Desktoprechner besessen und fast alle selbst zusammengeschraubt, aber ein mobiles Gerät wie dieser BASIC-Taschenrechner war nie wieder dabei. Es ist schon eigenartig: Ich war praktisch immer mit irgendwelchen Computern beschäftigt, verdiene seit 15 Jahren durch ihre Benutzung Geld, bin seit Jahren vollkommen von ihnen abhängig und trotzdem habe ich nie ein Notebook gekauft.

Und das als Selbstständiger, der frei entscheiden kann, wo er arbeitet. Fakt ist, dass mir an allen relevanten Orten Computer zur Verfügung standen und ein Notebook nie mehr als eine genau genommen zweckfreie Spielerei gewesen wäre (wie m.E. die meisten auf dieser Welt verkauften Notebooks).

Bis vor relativ kurzer Zeit gab es zwei Knackpunkte, die mir das Arbeiten mit mobilen Computern kaum interessant erscheinen ließen.

  1. Ich habe nie einen Notebook-User gesehen, der sein Gerät nicht am Netz betrieben hat, oder nicht gerade auf der Suche nach der nächsten Steckdose war. Die real erreichbaren Akkulaufzeiten waren einfach so kurz, dass ich für meine Arbeiten nichts Sinnvolles damit anfangen konnte. Weil wenn ich die Kiste einmal einschalte, dann sitze ich meistens mehrere Stunden davor und will meinen Arbeitsfluss nicht von einer blinkenden Akkuwarnleuchte kappen lassen.
  2. Ohne wirklich gut verfügbarem Web-Anschluss ist ein Notebook nur die halbe Miete. Oder mittlerweile eigentlich noch viel weniger. WLAN-Zugang wird im urbanen Bereich langsam brauchbar, aber echt unabhängig ist man erst mit breitbandigem HSDPA-Zugang. Und der ist erst seit kurzem einigermaßen flächendeckend verfügbar und seit noch viel kürzerem auch wirklich leistbar.

Und dann ist da noch die Sache mit dem bösen Wort "Schlepptop". Ein Gerät, dass ich nicht mitnehme, weil es zu schwer oder zu sperrig ist und noch dazu diverses Zubehör braucht, um gut zu funktionieren, hat keinen Sinn, weil ich es dann fast immer zuhause lassen würde. Mit Schrecken sehe ich nach wie vor Notebook-Besitzer, die mit riesigen Taschen umherziehen. Nie, nie werde ich mir das antun.

Die 11-Zoll-Vayos von Sony sind teuer, aber sie lösen gemeinsam mit der jetzt absolut preisgünstigen Verfügbarkeit von mobilem Breitband-Internet all meine bisherigen Probleme.

Und deshalb wird ab sofort auf der grünen Wiese getextet, programmiert, gelayoutet und kommuniziert. Oder im Kaffeehaus. Oder im Strandbad. Oder während einer ausgedehnten Pause bei einer Radtour. Oder direkt beim Kunden. Und ich kann sagen: Auch das heimische Sofa erweist sich als überaus kurzweiliger Arbeitsplatz. Ach ja: Die nur 5 Watt verbratende CPU hält das System so kühl, dass der kleine Lüfter nie anspringt, wenn man beispielsweise einfach nur etwas schreibt oder im Web surft. Und damit ist das Ding, mit dem ich diese Zeilen schreibe, tatsächlich vollkommen lautlos, weil sogar diese wunderbare Tastatur kaum zu hören ist. All das ist sogar so leise, dass ich den Lüfter des im Nebenraum stehenden Apple iBook meiner Freundin hören kann.

Man verzeihe mir die Euphorie, aber dieses neue Arbeitsgerät ist ein lebenverändernder Durchbruch. Auf zu neuen Taten!

 
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Aktualisiert: 07.04.20, 11:16
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