Dienstag, 18. Oktober 2005

Vorschläge zur Weltverbesserung

Im Grunde genommen bin ich ja fest davon überzeugt, dass man allein schon durch das öffentliche Aufführen von Musik reale gesellschaftliche Veränderungen nicht nur anregen, sondern gar initiieren und beschleunigen kann. Und zwar durchaus Veränderungen, welche die Mehrheit der Gesellschaft rückblickend positiv bewertet.

Natürlich: Derartiges leistet nicht jede Art von Musik, und gerade die Form der Darbietung bzw. Interpretation spielt in Bezug auf ihre Veränderungskraft eine wesentliche Rolle (z.B. eben "Aufführung" und nicht "Vorführung").

So hat etwa der rein instrumentale Abschluss von Jimi Hendrix' "Purple Haze" bei seinem Live-Auftritt in Atlanta 1970 ohne Zweifel beim Publikum eine nachhaltige Wirkung erzielt, die spätere Handlungen und Betrachtungsweisen durch positive - man hätte damals gesagt "Vibrations" beeinflusst hat. Eine Wirkung, der ich mich auch 35 Jahre später trotz der gefilterten Wiedergabe über eine CD nicht entziehen kann. Ähnliches gilt für einen bestimmten Musiker, dem es gelingt, bei seinen Live-Konzerten mit seinen 6- bis 7-saitigen, für heutige Verhältnisse seltsam gespielten Streichinstrumenten, seine Zuhörer vollkommen in die Empfindungswelt einer längst vergangenen Zeit zu versetzen und diese Erfahrung auch lange nach den Konzerten irgendwie in den Köpfen seiner Zuhörer weiter leben zu lassen.

Und dann, um mit Beispielen nicht zu geizen und ein ganz besonderes Phänomen nicht unerwähnt zu lassen, war da noch dieser bulgarische Straßenmusikant mit seinem aus einem Ziegenbalg gemachten Dudelsack, der mit seiner Musik, einem Rattenfänger gleich, die Menschen aus erstaunlich großer Entfernung zu sich gelockt und in angemessener Distanz Stunden lang seinem Spiel lauschen ließ. Lauschen, weil alle Zuhörer sehr leise und sehr gebannt waren und plötzlich nichts besseres zu tun hatten, als an diesem Ort der Gesellschaftsveränderung zu verweilen.

 
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Aktualisiert: 07.04.20, 11:16
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