Freitag, 8. April 2005

Kennen sie Sockensortierer?

Wobei jetzt nicht unbedingt die bildhafte Bedeutung dieses Wortes gemeint ist, obschon diese ja durchaus einen ganz besonderen Reiz inne hat. Sockensortierer sind zunächst einmal Menschen oder Maschinen (Tiere eher seltener), die Socken sortieren.

Wohlgemerkt: sortieren und nicht etwa zählen, sammeln oder in Kunstwerke verwandeln ist hier gemeint. Das Sortieren von Socken kann eine durchaus manische Form annehmen, wenn der Sortierende - etwa durch häufiges Wechseln derselben - den Fehler begeht, das Sortierproblem nicht schon beim Kauf neuer Ware zu berücksichtigen. Weil er etwa eine bestimmte Farbe, Form und Oberflächenbeschaffenheit, sowie Dicke und Materialzusammensetzung präferiert.

Die unvermeidbare Folge ist ein Berg frisch gewaschener und getrockneter, aber nahezu identisch aussehender Socken. Der springende Punkt des letzten Satzes ist leider - Sie ahnen es - das Wörtchen "nahezu". Denn würde man den Socken auch bei genauerem Hinsehen keinerlei Unterschied ansehen, hätte sich das Problem der Sortierung bereits von selbst gelöst. Ist man so wie ich der Meinung, dass sich alles, also wirklich alles, das größer als ein Elementarteilchen ist, voneinander unterscheidet, sofern man nur genau genug hin sieht, finden sich in einem Sortiment grauer, mittellanger, von mehreren Waschgängen gezeichneten Socken die vielfältigsten Unterschiede.

Prämisse des Problems ist natürlich der Wunsch, möglichst nur zwei gleiche, zueinander passende (gehörende) Socken zu tragen. Sie kennen die TV-Serie "Monk" und glauben den Protagonisten des Problems bereits durchschaut zu haben? Weit gefehlt.

Denn während auf diesem Bett

gerade Socken sortiert wurden, sah es unter demselben zeitgleich etwa so aus:

Kein Monk also. Was aber dann? Harmoniesucht mit Beschränkung auf das Wesentliche vielleicht? Dann würden allerdings die grauen Socken zum Wesentlichen gehören. Übel. Und überhaupt: graue Socken! Das sagt ja eigentlich schon alles, oder? Stimmt, ich habe auch ein paar schwarze, aber die gehen irgendwie sukzessive den Weg alles Irdischen. Erst unlängst stand ich vor dem Problem, einen ärgerlich laut rauschenden Abluftschlauch eben dieses Rauschen abgewöhnen zu wollen.

Dazu muss man sich eine Altbautoilette in einer Mietwohnung vorstellen, die am Plafond über ein Lüftungsgitter verfügt, das durchaus wohl meinend allfällige Abluft über einen etwa zehn Zentimeter dicken Lüftungsschlauch irgendwo anders hin leiten soll. Dumm nur, dass es in der gesamten Wohnung keinen Schalter gibt, der den an unbekannter Stelle befindlichen Abluftventilator ein- und ausschaltbar machen würde. Der befindet sich nämlich beim Nachbarn. In dessen Toilette. Befindet also jemand in der Nachbarschaft, dass die Abluft seiner Toilette besser an einen anderen Ort verfrachtet werden sollte, betätigt er folgerichtig diesen Schalter, wodurch sich seine Abluft auch tatsächlich von seiner Toilette entfernt, um über zahllose Windungen diverser Lüftungsschläuche unter lautem Lüfterrauschen den Weg in meine Toilette zu finden.

Natürlich steht Kommunikation in diesem Fall an erster Stelle der gangbaren Wege, aber wie den Nachbarn davon überzeugen, dass er sich seine Abluft samt Rauschen gerne behalten kann? Schließlich hat er ein Recht, seine Abluftanlage zu benutzen und was kann er dafür, dass hier ganz offensichtlich gewisse bauliche Mängel zu verzeichnen sind.

Mangels Ventilator und Schalter beschließe ich also, auf den Abtransport meiner Abluft zu verzichten und besagten Abluftschlauch einfach still zu legen. Und wie legt man einen zehn Zentimeter durchmessenden Abluftschlauch am effektivsten still? Ganz einfach indem man aus ohnehin längst nicht mehr so attraktiv wie dereinst wirkenden schwarzen Socken einen gut zehn Zentimeter dicken Sockenball zusammen, und diesen dann in den Lüftungsschlauch stopft! 3 Fliegen mit einer Klappe!

  1. Das Abluftproblem ist gelöst.
  2. Ich muss die schwarzen Socken nicht mehr sortieren.
  3. Die schwarzen Socken sind nicht nur umweltfreundlich entsorgt, sondern erfüllen in ihrem zweiten Leben auch noch einen Zweck als Lüftungsschlauchversiegelung.

Peinlich, dass ich dort längst ausgezogen bin und den Sockenball vergessen habe. Das Gesicht des Servicetechnikers, der dem Nichtfunktionieren der Entlüftung auf der Spur ist, möchte ich sehen...

 
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Aktualisiert: 07.04.20, 11:16
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